Bach Weihnachtsoratorium Kantaten I-VI
in sechs Gottesdiensten 2015/2016
Sechs klangvolle Predigten
Evangelisches Gemeindeblatt für Württemberg 50 / 2015
LUDWIGSBURG – Genau so hatte es Johann Sebastian Bach vorgesehen: Die sechs Kantaten seines
Weihnachtsoratoriums sollten in einer Folge von Feiertagsgottesdiensten erklingen. Die liturgische
Aufführungspraxis gibt dem Wort mehr Gewicht und der Musik Raum zur Entfaltung. Von Julia Lutzeyer
„Hier geht es darum, Weihnachten zurückzuholen“, ruft Dirigent Tobias Horn den Sängerinnen zu. Sie proben den Anfang der fünften Kantate von Johann Sebastian Bachs Weihnachtoratrium: „Ehre sei dir, Gott, gesungen.“
„Es ist doch so: Kaum sind die eigentlichen Festtage vorbei, verschwindet der Weihnachtsbaum, weil er zu nadeln beginnt“, sagt der Bezirkskantor.
Wie voreilig! Denn für die 50 bis 60 Aufführenden der Kantorei der Karlshöhe und alle Besucher des liturgischen Weihnachtsoratoriums dauert das Christfest dieses Mal tatsächlich vom Heiligen Abend bis zum 6. Januar. Dafür sorgt die liturgische Aufführung des Weihnachtsoratoriums in sechs Gottesdiensten in drei Kirchen.
Dass sich Tobias Horn zum zweiten Mal seit dem Jahreswechsel 2008/2009 an dieses Mammutprojekt wagt, hat zwei Gründe. „Zum einen hat sich Frieder Grau, Direktor der Karlshöhe, das liturgisch aufgeführte Weihnachtsoratorium gewünscht“, sagt Horn. Und wer wollte dem 2016 aus dem Amt scheidenden Vorstand so eine Bitte abschlagen? „Zum andern liegen Weihnachten und Neujahr so, dass man das Oratorium wie von Bach gedacht auf die Feiertage und Sonntage verteilen kann, ohne mogeln zu müssen. Für einen Kirchenmusiker ist das ein Fest, ein großes Geschenk.“
Zu den Vorbereitungen gehören nicht nur die Chorproben, sondern auch die Abstimmung und Gestaltung der sechs Gottesdienste. Vieles will bedacht sein. Etwa, dass die von der Gemeinde gesungenen Lieder in Tonart und Inhalt mit der jeweiligen Bach-Kantate harmonieren. „Als Ergebnis soll ein Gesamtkunstwerk stehen, im besten Sinne“, wünscht sich Horn.
Besonders reizvoll: In den Predigten erhalten nicht nur Pfarrer das Wort, sondern auch Politiker. Steffen Bilger, für die CDU und den Wahlkreis Ludwigsburg Mitglied im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt, Vorsitzende der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen sowie der SPD-Landtagsabgeordnete Thomas Reusch-Frey sind dabei. „Es wird hochspannend, welche Akzente die Prediger setzen“, freut sich Tobias Horn. „Durch die aktuelle Situation in Politik und Weltgeschehen bekommen Weihnachten und das liturgische Oratorium eine ganz eigene Brisanz.“ Dennoch möchte der Kantor auch daran erinnern, dass es Fest und Musik letztlich auch zu genießen gilt. „Die Festtagsgottesdienste dürfen und sollen schön sein!“
Dass das Wort durch die liturgische Darbietung des Weihnachtsoratoriums mehr Gewicht erhält, stört die Chormitglieder nicht. Im Gegenteil.
Die Sopranistin Gerti Brenner, seit fast zwei Jahrzehnten Mitglied der Kantorei, hat die Vertonung des Weihnachtsevangeliums schon einmal in Etappen gesungen. Ihre Erfahrung: „Durch die Konzentration auf nur eine Kantate habe ich es ganz neu empfunden, angeregt durch den Bezug der Predigten zum Text.“ Stefan Scheffczyk, der an fünf Aufführungsterminen mit von der Partie ist und es gar nicht bedauert, über die Feiertage nicht verreisen zu können, findet vor allem die Einbindung der Politiker spannend. „Ich freue mich auf die Predigten.“ Und Tenor Erich Brenner findet es viel bequemer, an einem Termin nur eine Kantate zu singen. „So kann ich die Musik selbst mehr genießen.“ Anschaulich macht er den Unterschied durch folgenden Vergleich fest: „Wenn Sie sechs gute Steaks essen, schmecken allenfalls die ersten zwei.“ Auch die Kantaten des Weihnachtsoratoriums seien einzeln genossen ein ganz anderes und weit zuträglicheres Erlebnis.
Den kompletten Beitrag als PDF
Die Predigerinnen und Prediger:
- Pfarrer Frieder Grau, Direktor der Karlshöhe
- Steffen Bilger MdB
- Katrin Göring‐Eckardt MdB
- Thomas Reusch‐Frey MdL
- Dr. U. Fischer, Diakonie Deutschland
- Prof. B. Leube, Hochschule Kirchenmusik Tübingen
- Art der Veranstaltung
- Kantaten-Gottesdienste
- Veranstaltungsorte
- Kirche der Karlshöhe, Friedenskirche, Stadtkirche LB
- Datum Kantate I
- 24. Dezember 2015, 17:00 Uhr
- Datum Kantate II
- 26. Dezember 2015, 10:30 Uhr
- Datum Kantate III
- 27. Dezember 2015, 10:30 Uhr
- Datum Kantate IV
- 01. Januar 2016, 10:30 Uhr
- Datum Kantate V
- 03. Januar 2016, 10:30 Uhr
- Datum Kantate VI
- 06. Januar 2016, 11:00 Uhr
- Konzertmeister
- Mathias Neundorf
- Dirigent
- Tobias Horn
- J. S. Bach (1685 - 1750)
- Weihnachts-Oratorium
- Solisten:
- Miriam Burkhardt, Sopran; Marnie Reckenberg, Sopran; Margret Hauser, Alt; Florian Cramer, Tenor; Thomas Scharr, Bass
- Orchester:
- Sinfonia 02
- Chor:
- Kantorei der Karlshöhe Ludwigsburg
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