Choralphabet
Immer wieder dienstags
Der Dienstag war schon immer ein besonderer Tag. In meiner Kindheit war er der Vorlesetag: Zunächst las unser Vater meinen Geschwistern und mir dienstagabends kurze Geschichten für Kinder vor, später auch aus Büchern wie „In 80 Tagen um die Welt“. Als meine älteren Geschwister aus dem Haus waren, wurde der Dienstag zu dem Tag, an dem ich abends alleine Fernsehen durfte! Mit der Auswahl von nur drei Programmen lief jeden Dienstag erst „In aller Freundschaft“ und danach „Um Himmels Willen“. Heute ist der Dienstag der Tag, an dem ich nach der Arbeit manchmal bei meinen Eltern anrufe und mir erst nach dem fünften klingeln einfällt, dass ja heute Dienstag ist.
Zwischendurch, als ich alt genug, aber noch nicht so alt war, dass ich meine ganz eigenen Wege gegangen bin, habe ich den Dienstagabend tatsächlich mit meiner Mutter verbracht. Man muss dazu sagen, dass meine Mutter, selbst mit enormem musikalischen Verstand und Talent ausgestattet, immer versucht hat, dieses an ihre Kinder weiterzugeben. Leider nur mit mäßigem Erfolg. Viele tränenreiche Klavier-, Flöten- und Geigenstunden später ist zwar keines ihrer Kinder zum Musiker geworden, die Musik ist aber für uns alle ein wichtiger Teil des Lebens geblieben. Genau wie die Dienstagabende. Als ich also alt genug war, die Geige hatte bereits Staub angesetzt und der Mangel an Übungswille konnte doch noch durch ein wenig angeborenes Musikgefühl und einen mittelmäßigen Mezzosopran wettgemacht werden, durfte ich zum ersten Mal an einem Dienstagbend in das Auto meiner Mutter einsteigen und mit ihr zur Karlshöhe fahren.
Vermutlich war ich nie gut genug für die Kantorei und doch wurde ich dort mit offenen Armen empfangen. Ob es daran lag, dass meine Mutter ein langjähriges und sehr geschätztes Mitglied ist, oder daran, dass ich den Altersdurchschnitt erheblich senken konnte, vermag ich im Rückblick nicht mehr zu sagen. Fortan jedenfalls wurde der Dienstag zu dem Tag an dem ich „die So, die So, die So-o-onne“ ebenso oft voller Inbrunst von mir gab wie ich beim „…kreuzige!“ den Einsatz verpasste!
Ich lernte den „Elias“ lieben und die Bach Kantaten… nun ja. Ich lernte, entgegen dem Willen meiner Mutter, den korrekten Einsatz von Rotwein vor Konzerten sowie den geräuschlosen Einsatz von Pulmoll-Bonbons währenddessen. Und ich lernte meine Mutter in ihrem Element kennen!
Wie das mit den jungen Leuten so ist, bin ich nicht lange dabei geblieben. Bald schon zog mich das Leben in eine andere Stadt. Aber geblieben ist die Erinnerung an den Zusammenhalt der Truppe, die Freude mit der meine Mutter von Probenwochenenden und Konzerten berichtet, an die Wertschätzung, die ihr von den ChorkollegInnen entgegengebracht wird und gelegentlich entwischt auch mir mal noch ein „die Wo, die Wo, die Wo-o-onne“, zum Beispiel dann, wenn das Telefon am Dienstagabend mal wieder ins Leere klingelt.
Anne-Marie Moll,
Sopran ca. 2006 bis 2008
Dirigenten, genial in jedem Fall
Der Leiter der Johanneskantorei in Kornwestheim, Gerhard Sauer, in der ich nach meiner Übersiedlung aus Franken vor 30 Jahren und bis zu seinem Ruhestand 2003 gesungen habe, sagte einmal: „Dirigenten sind die einzigen Diktatoren in der Demokratie.“ Und in der Tat, wo gibt es das sonst in freien Gesellschaften außer in einem Laienchor, dass sich in Alter, Geschlecht, Herkunft, Beruf, Bildungs- und Familienstand so unterschiedliche Leute jede Woche freiwillig und mit Freuden zusammenfinden, um einem Menschen über Stunden auf jeden Fingerzeig hin widerspruchslos zu folgen?
Als genial bezeichnet Gerti in ihrem Beitrag zum Choralphabet die drei Dirigenten, die die Kantorei bisher hatte, Siegfried Bauer, Tobias Horn und nun Nikolai Ott. Genial in der Tat – und doch jeder für sich eine ganz andere Persönlichkeit und auch die Chorproben ganz verschieden. Eines verbindet alle drei in ihrer Genialität und sie mit der Kantorei: Sie bringen in den Chorstunden und den Konzerten die Herzen und Seelen zum Klingen – ganz im Sinn des Schlusschores der Johannespassion von Johann Sebastian Bach: „Macht mir den Himmel auf und schließt die Hölle zu.“
Ulrike Schuckert,
Sopran seit 2003
Dreckbollen an den Schuhen
Chorprobe mit Siegfried Bauer im November 1982, Karlshöhe, Kolleggebäude H3: Als junge Studentin singe ich zum ersten Mal beim Weihnachtsoratorium mit. Im Dritten Teil Nr. 26 kommt der Einsatz der Tenöre und Bässe: „Lasset uns nun gehen gen Bethlehem…“. Siegfried Bauer unterbricht sofort: „Ihr Männer, ihr kommt daher, als ob ihr Dreckbollen an den Schuhen hättet.“ Das sitzt. Bei jeder Aufführung des Weihnachtsoratoriums freue ich mich auf den leichtfüßigen Einsatz der Männer.
Beate Vogelgsang (geb. Kempter),
Sopran, 1980 – 1983 und seit 2008
Das Duo Albert und Agnes: er Tenor, ich Alt
Zu zweit, mein Mann Albert und ich, traten wir 1989 der Kantorei der Karlshöhe bei. Herr Bauer hat uns sehr freundlich aufgenommen. Wir sangen in vielen Konzerten und Gottesdiensten, er Tenor, ich Alt. Einer der Höhepunkte war der im Jahr 2000 der Aufenthalt auf der Krim. Gemeinsam mit den Mädchen von Jewpatorija und dem wunderbaren Ballett sagen wir den “Messias”. Während der Aufführung gab es einen Stromausfall. Stockdunkel. Die Leute dort waren es gewohnt. Unvergesslich die Gastfreundschaft. 2017 starb ganz plötzlich mein Mann. Die Kantorei begleitete die Trauerfeier, ein großer Trost für mich und meine Familie. Der Chor bedeutet mir viel, ich erfahre viel Unterstützung. Singen hilft bei der Trauerbewältigung. Vielleicht ist es nur noch eine kurze Zeit, dass ich dabei sein kann. Danke.
Agnes Gerhard,
Alt seit 1989
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