Choralphabet

Hektik

Hektik hinter den Kulissen

Die Kantorei probt für das Weihnachtsoratorium, die Adventszeit hat gerade begonnen und das Konzert ist für den 8. Dezember geplant. Die Kartenverkaufsstellen melden, dass alle Vorverkaufskarten über die Theke gingen, es gibt nur noch im Abendverkauf einige freie Plätze. Da ereilt uns schlechte Kunde von der Verwaltung der Karlshöhe: Bei einer Begehung der Kirche mit dem Brandschutzbeauftragten der Feuerwehr wurde festgestellt, dass die Sitzordnung nicht mehr den gesetzlichen Vorgaben entspricht. Mit sofortiger Wirkung! In der Konsequenz bedeutet das, dass viele Bänke und Stühle weggeräumt werden müssen, für die bereits Karten verkauft sind. Den Gästen kann erst unmittelbar vor dem Konzert ein anderer Platz angeboten werden kann. In gemeinsamer Anstrengung des Kartenverkaufteams und der geschäftsführenden Direktorin der Karlshöhe gelingt es, allen Besuchern einen "gleichwertigen" Platz anzubieten. Allerdings müssen auch noch die Tische aus der Kirche in den Flur getragen werden. Dann kann das Konzert beginnen.

Christa Fröhlich,
Sopran seit 2009

Hefezopf

Hefezopf, mit und ohne Zibeben

In unserer bunten Chorgruppe gibt es einen gelernten Bäcker, der zu jeder Generalprobe für die Solisten und Instrumentalisten zwei mächtige Hefezöpfe kredenzt. Und weil Hermann Emmerling weiß, dass sich an den Rosinen die Geister scheiden, ist immer ein Zopf mit, der andere ohne Zibeben. So schmeckt er allen.

Christa Fröhlich,
Sopran seit 2009

Homeschooling
In der Küche stets im Blick: die Noten für das nächste Konzert.

Homeschooling mit App, Klavier und Blockflöte

„Wir sind ein Chor des 21. Jahrhunderts“, so die Devise unseres Chorleiters Nikolai Ott. Die Teilnahme an der Probe ist auch in seiner Ägide Pflicht. Doch wenn es partout mal nicht gehen sollte, wird Absolution erteilt. Nur die Qualität sollte eben nicht darunter leiden. Deshalb ist mehr denn je jeder und jede aufgefordert, die Vorgaben des geschätzten Dirigenten in die Noten einzutragen und zu Hause nachzuarbeiten, was verpasst wurde (O-Ton aus der Generalprobe zu „Israel in Egypt“: „Habe ich eigentlich schon irgendwann einmal erwähnt, dass wir „land“ mit „a“ singen und nicht „länd“ – hatte er natürlich schon in der ersten Probe….). Nicht erst Corona macht die Schattenseiten von Homeschooling offenbar, der innere Schweinehund hat oftmals Elefantengröße und die Motivation sich zu Hause hinzusetzen, geht in Anbetracht weniger fordernder Alternativen gegen Null. Doch was lockt, sind Proben voller Musik und mit wenig „Töne klopfen“. Und so nutzen wir, unterschiedlich wie wir sind und umso häufiger, je näher das Konzert rückt, die Vielfalt der Übemöglichkeiten, ob digital mit App, analog am Klavier, mit Sangesgenossen oder auf der Blockflöte (Zitat NO), im Zweifelsfall plakatieren wir die Küchenmöbel mit den Noten, um sie stets präsent zu haben oder wir hören die Werke bei Freizeit, Sport und Spiel. „Macht euch mit der Musik vertraut“ ist das Ziel, die Wege dahin sind grundverschieden wie die Chorsänger und ihre Lebenswelten.

Ulrike Schuckert, Sopran seit 2003,
Ilka Stein, Sopran seit 2001

Höhle Bachtschysseraj
Spaziergänger bei Bachtschyserai

Höhlensound

In Grüppchen stiegen wir den uralten Felsenweg hinauf und wiesen immer wieder auf die Höhlen hoch über uns: Da oben haben Menschen gelebt. Die Höhlenstadt Tschufut-Kale bei Bachtschysseraj auf der Krim wurde erst im 10. Jahrhundert gegründet. Dieses Höhlenleben ist also gar nicht lange her. Und sicher versteckten sich 1944 hier Krimtartaren, als Stalin sie deportieren ließ. Mehr wussten wir nicht – und staunten mit offenen Augen und – Ohren. Etliche Höhlen lagen schon hinter uns, die Kantorei hatte sich in der Felsenlandschaft komplett verstreut. Da plötzlich öffnete sich vor uns, wir waren vielleicht vier Frauen, ein weiter Raum und der sang mit uns. Wir summten leise. Der Klang war laut und hallte lange nach. Wir suchten Akkorde. Wir versuchten ein Lied, doch die Töne überschlugen sich. Da kamen erste Mitsänger, angelockt von unserem Tönen. Wir wurden immer mehr. Und das Summen verwandelte sich in Kakofonie. Siegfried Bauer beendete das Durcheinander. Ein gemeinsam angestimmtes Lied klang aber nicht viel besser. Da verliefen sich die Sängerinnen und Sänger wieder. Und wir summten wieder. Fast endlos wie der Klang. Wir konnten uns nicht trennen. Zeitverloren rannten wir querfeldein zum Parkplatz. Der Bus wartete schon.

Annette (Gneiss) Breit,
Alt/Sopran 1992 - 2016

Hubertus
Das Zeitungsfoto von 1992 beweist es. Hubertus von Stackelberg war auch bei dieser WO-Aufführung dabei, er sitzt vorne rechts vor dem Altar.

Immer wieder Hubertus von Stackelberg

Über Hubertus von Stackelberg braucht man in Ludwigsburg eigentlich nichts zu schreiben, denn er ist weithin bekannt als Professor an der Evangelischen Hochschule, Stadtrat und als Gründer des Ludwigsburger Blechbläserquintetts, das aus dem kulturellen Leben Ludwigsburgs seit vielen Jahrzehnten genreübergreifend nicht wegzudenken ist. Über sein Trompetenspiel lernte ich ihn auch Anfang der 1990ger Jahre bei meiner ersten Aufführung mit der Johanneskantorei in Kornwestheim kennen, besser gesagt, er begleitet mich seitdem im wahrsten Sinn des Wortes: Als unser Chorleiter 2003 in Ruhestand ging und absehbar war, dass die Aufführung von großen Chorwerken mit Orchesterbegleitung aus finanziellen Gründen wohl nicht oder kaum mehr stattfinden wird, fragte ihn nämlich meine Nebensitzerin Antje nach einer Alternative. Sein Rat war die Kantorei der Karlshöhe, denn da habe gerade ein neuer Chorleiter begonnen und das ließe sich sehr gut an. Ich bin seinem Rat gefolgt und geblieben. Heute kann ich nicht mehr sagen, wie oft wir uns in den vielen Jahren bei der ersten Orchesterprobe vor Konzerten kurz aus der Ferne nickend begrüßt haben, in erkennbarer Vorfreude auf das gemeinsame Musizieren. Und so kommt es auch, dass ich Hubertus von Stackelberg und seine Kollegen immer vor meinem inneren Auge sehe, wenn irgendwo das Weihnachtsoratorium gespielt wird und die Trompeten die Geburt Jesu bejubeln.

Ulrike Schuckert,
Sopran seit 2003

Kurz & Knapp

Dreckbollen an den Schuhen

Chorprobe mit Siegfried Bauer im November 1982, Karlshöhe, Kolleggebäude H3: Als junge Studentin singe ich zum ersten Mal beim Weihnachtsoratorium mit. Im Dritten Teil Nr. 26 kommt der Einsatz der Tenöre und Bässe: „Lasset uns nun gehen gen Bethlehem…“. Siegfried Bauer unterbricht sofort: „Ihr Männer, ihr kommt daher, als ob ihr Dreckbollen an den Schuhen hättet.“ Das sitzt. Bei jeder Aufführung des Weihnachtsoratoriums freue ich mich auf den leichtfüßigen Einsatz der Männer.

Beate Vogelgsang (geb. Kempter), Sopran, 1980 – 1983 und seit 2008

Erkennungsmerkmal

Immer mitnehmen! An ihm ist der Sänger, die Sängerin zu erkennen: Der Schal wird mindestens dreimal um den Hals gebunden, egal ob im Herbst, Winter oder Frühling. Er ist ja auch wirklich unentbehrlich in den oft wenig beheizten Kirchen.

Catherine Moll, Sopran 1992 – 2012, seitdem Alt

Singen weckt sämtliche Lebensgeister

Kantorei der Karlshöhe war für mich das Zauberwort über 25 Jahre hinweg. Ich konnte noch so müde sein – kaum war ich in der Chorprobe, kamen sämtliche Lebensgeister zurück und ich habe mit viel Freude und Herzblut gesungen. In all den Jahren habe ich drei Dirigenten erlebt, ein jeder genial in seiner Art, es gab unvergessliche Aufführungen und ich bin vielen wunderbaren Menschen begegnet.

Dankbar und beschenkt blicke ich auf diese Zeit zurück und wünsche der Kantorei der Karlshöhe mit ihrem Dirigenten Nikolai Ott, dass sie nach der Coronapause wieder mit Schwung beginnen kann. Ich freue mich schon auf die nächste Aufführung, die ich dann als Zuhörerin erleben und genießen darf.

Gerti Benner, Sopran 1995 - 2020

Wir Rampensäue

Das Lob dienstagabends nach den großen Konzerten ist obligatorisch, fällt in der Ära Tobias Horn in der Regel aber wenig überschwänglich aus. Bis auf ein Mal. Da lässt er die Sau raus. „Dein Chor“, so zitiert der Meister, kurz bevor er gleich wieder in die Tasten des Flügels haut, unseren heißgeliebten Tenor Andreas Weller, „dein Chor sind alles Rampensäue.“ Der Chef lacht glücklich. Und schaut in unzählbar viele entsetzte Gesichter. Rampensäue? Wir? Haben wir so entsetzlich gesungen? Das muss er erklären. Und wirklich, Horn übersetzt: Wenn es darauf ankommt, dann steht die Kantorei da wie eine Eins. Jeder einzelne von uns. Mehr Präsenz geht nicht. Mehr Lob auch nicht.

Gertrud Schubert, Sopran 1997

Große Aufregung

Die Matthäuspassion war mein erstes großes Werk mit der Karlshöher Kantorei. Ich werde nie die Aufregung und das Kribbeln vergessen, das diese Aufführung mit sich brachte.

Mirijam Bäßler, Sopran seit 2014

Hefezopf, mit und ohne Zibeben

In unserer bunten Chorgruppe gibt es einen gelernten Bäcker, der zu jeder Generalprobe für die Solisten und Instrumentalisten zwei mächtige Hefezöpfe kredenzt. Und weil Hermann Emmerling weiß, dass sich an den Rosinen die Geister scheiden, ist immer ein Zopf mit, der andere ohne Zibeben. So schmeckt er allen.

Christa Fröhlich, Sopran seit 2009

Singen macht glücklich und frei

Gemeinsame Proben, Konzerte eröffnen für mich immer wieder eine Dimension der Tiefe, Gelassenheit, Verbundenheit und Zuversicht. Singen mit der Kantorei macht glücklich und frei.

Elfie Peter-Lehmann, Sopran seit 2007

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