Choralphabet

His Master's Voice

Master’s voice

Wie beim Jahresfest der Karlshöhe üblich, sangen die Sängerinnen und Sänger der Kantorei im morgendlichen Gottesdienst und am Nachmittag im Kantatengottesdienst. Vor den Auftritten musste eine Stunde geprobt werden. Beginn: Sonntagmorgen um 8.30 Uhr. Nach dem Vormittagsgottesdienst blieben manche Sänger*innen zum Essen auf der Karlshöhe, andere mussten aus verschiedenen Gründen zwischen den Auftritten nach Hause fahren.
Aus diesem Grunde kam es immer wieder bei der Nachmittagsprobe zum Zwischenfall. Einige schafften es nicht, rechtzeitig zu Beginn der Probe auf ihrem Platz im Chor zu stehen. Siegfried Bauer hatte uns beim Einsingen schon ein, zwei Minuten in „Stimmung“ gebracht. Jetzt versuchte die eine oder andere, es waren ja Frauen, die zu Hause nach dem Rechten oder nach ihren Kinder schauen mussten, abgehetzt zur Türe rein und wollte sich an ihren Platz im Chor schleichen. Doch mit donnernder Stimme befahl der Dirigent: „Stehen bleiben.” Und wie vom Blitz getroffen blieben die Sängerinnen stehen und erstarrten förmlich in ihrer Haltung. Nach dem Einsingen durften die Gemaßregelten sich in den Chor einreihen. Wie schnell sie dann diese unschöne Behandlung innerlich ablegen und entspannt singen konnten, ist nicht bekannt.
Mich erstaunt heute noch, dass keine der Betroffenen sich auf dem Absatz umgedreht hat und mit den Worten „nicht mit mir“ die Kirche verlassen hat.

Herbert Labitzke,
Bass 1983 - 2018

 

Menschen
Alles bereit. Dank fleißiger Helfer ist der Stand auf dem Ludwigsburger Weihnachtsmarkt immer gut bestückt. Und Kantoreimitglieder lassen sich auch als Markthändler engagieren.

Menschen für Menschen

“Wer macht mit?” Das war vor  elf Jahren, also 2010, meine Frage im Chor. Bald war eine Gruppe beisammen, die einen den Stand auf dem Weihnachtsmarkt organisierte. Jahre später kam dann noch das Adventscafé bei mir zu Hause dazu. Was bezweckten wir? Viel Geld zusammenzubekommen, um es Menschen für Menschen, der Karlheinz Böhm Äthiopien Hilfe, zu spenden. Inzwischen sind schon über 38.000 Euro zusammengekommen. Danke an alle, die mitgeholfen und eingekauft haben.

Hanne Gölz,
Alt 1988 – 2020

Musiksammlung
Anlässlich des Jubiläums hat Wolfgang Gaub seinen Musikschatz gehoben. Jahrelang hat er Aufnahmen von Jahresfest-, Jahreswechsel- und Weihnachtsgottesdiensten mit der Kantorei heimlich kopiert.

Die heimliche Musiksammlung

Wie klang der Heiligabend 1995 auf der Karlshöhe? Oder die Mitternachtsmusik zum Jahreswechsel 1994? Mal hören, wie die Kantorei zum 110. Jahresfest im Oktober 1986 die Bachkantate “Gott, der Herr, ist Sonn’ und Schild” gesungen hat? Der Rundfunkgottesdienst von Ostern 1986 ist auch noch da.

Man muss den alten Musikkassetten nicht mit Andacht lauschen. So prickelnd sind die Aufnahmen mit Predigt und Gemeindegesang und denkwürdiger Aufführungspraxis der Kantorei wirklich nicht. Aber man kann mal reinhören in diese wunderliche Sammlung. Sie ist ein Schatz für die Kantorei, ein akustisches Dokument der Zeitgeschichte. Das hat nicht jeder Chor.

Es war gute Gewohnheit: Die Kantorei singt an Heiligabend, sie singt an Silvester und sie singt beim Jahresfest. Nicht alle Kantatengottesdienste ließen sich in der 50-jährigen Chorgeschichte halten, doch Weihnachten und Jahresfest sind auch nach Corona sicher wieder obligatorische Termine für die Sängerinnen und Sänger.

Und es war üblich, dass Gottesdienste – nicht nur - auf der Karlshöhe aufgenommen wurden. Wer nicht dabei sein konnte, besonders die Bewohner des Altenheims sollte wenigstens zuhörend teilnehmen können. Lange bevor Streaming von den Kirchen in die Häuser Einzug hielt, sorgte meist die Mesnerin für der Konservierung des sonntäglichen Gottesdienstes. Oft hatte sie auch das schwere Tonbandgerät, später, erleichtert, den Kassettenrekorder zu den Interessierten zu tragen. Auf der Karlshöhe waren Helmut Stoll, selbst Kantoreisänger, und Peter Greußel, seine Frau singt heute noch mit, für die Aufnahmen zuständig. Und selbstverständlich wurde fleißig gelöscht und  das Band wieder verwendet. Man war schließlich sparsam!

Und genau vor diesem unwiederbringlichen Ende der Gottesdienstaufnahmen wurde Wolfgang Gaub aktiv. Ob er die Kassetten nicht überspielen dürfe, fragte der Tenor und Podestemanager der Kantorei seine Diakonskollegen. In der Folge steckten sie ihm die Aufnahmen zu und er kopierte sie heimlich daheim in seinem Doppelkassettenrekorder. Nur einmal gab es Ärger. Nach der Uraufführung eines Werkes für Chor und Bläser wollten die Bauers in gemütlicher Runde mit Landesposaunenwart Erhard Fries der Aufnahme lauschen  und - sie war verschwunden. Das brachte Gaub eine Extrafahrt nach Ludwigsburg ein.

Ob er jemals die Musikkassetten angehört hat? Oder ob er die Tondokumente nur aufbewahrt hat? Im Jubiläumsjahr 2021 entdeckt Wolfgang Gaub seinen Schatz wieder und hört sich einzelne Kassetten an. Doch, das ist schon interessant.

Gertrud Schubert,
Sopran seit 1997

Mutter-Tochter-Treff

Mutter-Tochter-Treff

Dienstags war die Chorprobe der Kantorei für mich die Chance, meine Tochter Andrea regelmäßig wöchentlich zu sehen. Es macht Spaß mit sooo vielen sympathischen, guten Sängern zu singen. Ich habe mich für Tenorsingen entschieden, weil da die wenigsten Sänger waren. Etwa acht Männer und drei Frauen. Die Probewochenenden in wunderschönen Klöstern lassen mich - für mich -  fremde Orte erleben. Das bleiben schöne Erinnerungen - für immer.

Elfriede Imrich,
mit UnterbrechungenTenor seit 2004

Kurz & Knapp

Dreckbollen an den Schuhen

Chorprobe mit Siegfried Bauer im November 1982, Karlshöhe, Kolleggebäude H3: Als junge Studentin singe ich zum ersten Mal beim Weihnachtsoratorium mit. Im Dritten Teil Nr. 26 kommt der Einsatz der Tenöre und Bässe: „Lasset uns nun gehen gen Bethlehem…“. Siegfried Bauer unterbricht sofort: „Ihr Männer, ihr kommt daher, als ob ihr Dreckbollen an den Schuhen hättet.“ Das sitzt. Bei jeder Aufführung des Weihnachtsoratoriums freue ich mich auf den leichtfüßigen Einsatz der Männer.

Beate Vogelgsang (geb. Kempter), Sopran, 1980 – 1983 und seit 2008

Erkennungsmerkmal

Immer mitnehmen! An ihm ist der Sänger, die Sängerin zu erkennen: Der Schal wird mindestens dreimal um den Hals gebunden, egal ob im Herbst, Winter oder Frühling. Er ist ja auch wirklich unentbehrlich in den oft wenig beheizten Kirchen.

Catherine Moll, Sopran 1992 – 2012, seitdem Alt

Singen weckt sämtliche Lebensgeister

Kantorei der Karlshöhe war für mich das Zauberwort über 25 Jahre hinweg. Ich konnte noch so müde sein – kaum war ich in der Chorprobe, kamen sämtliche Lebensgeister zurück und ich habe mit viel Freude und Herzblut gesungen. In all den Jahren habe ich drei Dirigenten erlebt, ein jeder genial in seiner Art, es gab unvergessliche Aufführungen und ich bin vielen wunderbaren Menschen begegnet.

Dankbar und beschenkt blicke ich auf diese Zeit zurück und wünsche der Kantorei der Karlshöhe mit ihrem Dirigenten Nikolai Ott, dass sie nach der Coronapause wieder mit Schwung beginnen kann. Ich freue mich schon auf die nächste Aufführung, die ich dann als Zuhörerin erleben und genießen darf.

Gerti Benner, Sopran 1995 - 2020

Wir Rampensäue

Das Lob dienstagabends nach den großen Konzerten ist obligatorisch, fällt in der Ära Tobias Horn in der Regel aber wenig überschwänglich aus. Bis auf ein Mal. Da lässt er die Sau raus. „Dein Chor“, so zitiert der Meister, kurz bevor er gleich wieder in die Tasten des Flügels haut, unseren heißgeliebten Tenor Andreas Weller, „dein Chor sind alles Rampensäue.“ Der Chef lacht glücklich. Und schaut in unzählbar viele entsetzte Gesichter. Rampensäue? Wir? Haben wir so entsetzlich gesungen? Das muss er erklären. Und wirklich, Horn übersetzt: Wenn es darauf ankommt, dann steht die Kantorei da wie eine Eins. Jeder einzelne von uns. Mehr Präsenz geht nicht. Mehr Lob auch nicht.

Gertrud Schubert, Sopran 1997

Große Aufregung

Die Matthäuspassion war mein erstes großes Werk mit der Karlshöher Kantorei. Ich werde nie die Aufregung und das Kribbeln vergessen, das diese Aufführung mit sich brachte.

Mirijam Bäßler, Sopran seit 2014

Hefezopf, mit und ohne Zibeben

In unserer bunten Chorgruppe gibt es einen gelernten Bäcker, der zu jeder Generalprobe für die Solisten und Instrumentalisten zwei mächtige Hefezöpfe kredenzt. Und weil Hermann Emmerling weiß, dass sich an den Rosinen die Geister scheiden, ist immer ein Zopf mit, der andere ohne Zibeben. So schmeckt er allen.

Christa Fröhlich, Sopran seit 2009

Singen macht glücklich und frei

Gemeinsame Proben, Konzerte eröffnen für mich immer wieder eine Dimension der Tiefe, Gelassenheit, Verbundenheit und Zuversicht. Singen mit der Kantorei macht glücklich und frei.

Elfie Peter-Lehmann, Sopran seit 2007

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