Choralphabet

Zauber

Nicht nur dem Anfang, auch dem Ende wohnt ein Zauber inne

Warum nicht Hermann Hesse mal ergänzen? Etwa „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne ... jedem Ende ebenso“. Ein jedes Musikstück, das wir uns in der Kantorei vornehmen, ist der Beginn einer zauberhaften Begegnung. Anfangs ist da die Neugier auf das Unbekannte oder die Vorfreude auf das Wiederentdecken schon bekannter Tonfolgen, Texte und Stimmungen. Noten werden besorgt und quergelesen, Aufnahmen herausgekramt oder in YouTube gefunden. Es ist zu erkennen, wohin die Reise geht.

Das erste Ansingen in der Probe öffnet die Tür, die Töne klingen in mir und ich trete hinaus in den Zauberwald. Es ist fast wie im Advent. Jeden Dienstag geht es einen Schritt weiter, gemeinsam mit meinen Mitsängerinnen und Mitsängern. Der Chorleiter bemüht sich, uns auf dem Weg zu halten. Zwischen den Proben bin ich alleine unterwegs und schaue mich um . Nach und nach zieht mich das Stück in seinen Bann, auch wenn manche Passagen mir noch nicht sympathisch sein mögen. Wir üben. Es gibt zunehmend zauberhafte Momente des Gelingens. Das Konzertwochenende naht und die Spannung steigt. Ausgeschlafen sein ist wichtig, wie auch ein freier Atem ohne Verspannungen - und natürlich die Konzertkleidung, die mich umhüllt. Der Zauber erfasst mehr und mehr von Körper und Seele. Letztes Einsingen. Dann der Höhepunkt, wo ich mein ganzes Selbst hineinlege: das Konzert. Ich bin auf dem Berg im Zauberwald, mit einem großen Team, Gesicht und Hände des Dirigenten im Fokus, alle Antennen auf Empfang. Die Seele auf Sendung. Und wenn der letzte Ton erklungen ist, schaue ich von dort hinab - manchmal mit Tränen in den Augen - und spüre den unbeschreiblichen Zauber dessen, was entstanden ist in den letzten Stunden, Wochen und Monaten. Ich bin glücklich.

Ursula Göz,
Sopran seit 1993

Kurz & Knapp

Dreckbollen an den Schuhen

Chorprobe mit Siegfried Bauer im November 1982, Karlshöhe, Kolleggebäude H3: Als junge Studentin singe ich zum ersten Mal beim Weihnachtsoratorium mit. Im Dritten Teil Nr. 26 kommt der Einsatz der Tenöre und Bässe: „Lasset uns nun gehen gen Bethlehem…“. Siegfried Bauer unterbricht sofort: „Ihr Männer, ihr kommt daher, als ob ihr Dreckbollen an den Schuhen hättet.“ Das sitzt. Bei jeder Aufführung des Weihnachtsoratoriums freue ich mich auf den leichtfüßigen Einsatz der Männer.

Beate Vogelgsang (geb. Kempter), Sopran, 1980 – 1983 und seit 2008

Erkennungsmerkmal

Immer mitnehmen! An ihm ist der Sänger, die Sängerin zu erkennen: Der Schal wird mindestens dreimal um den Hals gebunden, egal ob im Herbst, Winter oder Frühling. Er ist ja auch wirklich unentbehrlich in den oft wenig beheizten Kirchen.

Catherine Moll, Sopran 1992 – 2012, seitdem Alt

Singen weckt sämtliche Lebensgeister

Kantorei der Karlshöhe war für mich das Zauberwort über 25 Jahre hinweg. Ich konnte noch so müde sein – kaum war ich in der Chorprobe, kamen sämtliche Lebensgeister zurück und ich habe mit viel Freude und Herzblut gesungen. In all den Jahren habe ich drei Dirigenten erlebt, ein jeder genial in seiner Art, es gab unvergessliche Aufführungen und ich bin vielen wunderbaren Menschen begegnet.

Dankbar und beschenkt blicke ich auf diese Zeit zurück und wünsche der Kantorei der Karlshöhe mit ihrem Dirigenten Nikolai Ott, dass sie nach der Coronapause wieder mit Schwung beginnen kann. Ich freue mich schon auf die nächste Aufführung, die ich dann als Zuhörerin erleben und genießen darf.

Gerti Benner, Sopran 1995 - 2020

Wir Rampensäue

Das Lob dienstagabends nach den großen Konzerten ist obligatorisch, fällt in der Ära Tobias Horn in der Regel aber wenig überschwänglich aus. Bis auf ein Mal. Da lässt er die Sau raus. „Dein Chor“, so zitiert der Meister, kurz bevor er gleich wieder in die Tasten des Flügels haut, unseren heißgeliebten Tenor Andreas Weller, „dein Chor sind alles Rampensäue.“ Der Chef lacht glücklich. Und schaut in unzählbar viele entsetzte Gesichter. Rampensäue? Wir? Haben wir so entsetzlich gesungen? Das muss er erklären. Und wirklich, Horn übersetzt: Wenn es darauf ankommt, dann steht die Kantorei da wie eine Eins. Jeder einzelne von uns. Mehr Präsenz geht nicht. Mehr Lob auch nicht.

Gertrud Schubert, Sopran 1997

Große Aufregung

Die Matthäuspassion war mein erstes großes Werk mit der Karlshöher Kantorei. Ich werde nie die Aufregung und das Kribbeln vergessen, das diese Aufführung mit sich brachte.

Mirijam Bäßler, Sopran seit 2014

Hefezopf, mit und ohne Zibeben

In unserer bunten Chorgruppe gibt es einen gelernten Bäcker, der zu jeder Generalprobe für die Solisten und Instrumentalisten zwei mächtige Hefezöpfe kredenzt. Und weil Hermann Emmerling weiß, dass sich an den Rosinen die Geister scheiden, ist immer ein Zopf mit, der andere ohne Zibeben. So schmeckt er allen.

Christa Fröhlich, Sopran seit 2009

Singen macht glücklich und frei

Gemeinsame Proben, Konzerte eröffnen für mich immer wieder eine Dimension der Tiefe, Gelassenheit, Verbundenheit und Zuversicht. Singen mit der Kantorei macht glücklich und frei.

Elfie Peter-Lehmann, Sopran seit 2007

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