
Slam-Poet Marius Loy. Foto: Josa Arnold [photography], Freiberg a. N.
KYRIE
Im Anfang war ein Wort, und das hieß: Stille
die ist eine perfekte Harmonie
da war ein leerer Zustand - und ein Wille
und dann entsteht ein Ton
der weit wird, hell und überall.
Dadurch, dass dann ein Widerhall
von Kanten und von Wänden perlt erscheinen alle Sachen.
So war es zu Beginn und ist’s mit allem, was wir machen:
Wir rufen in den leeren Raum,
wir schreiben ein Gedicht
und hoffen, dass uns jemand hört,
nur glauben tun wir’s nicht.Marius Loy (für die Kantorei der Karlshöhe 2022 zu Ola Gjeilo · Sunrise Mass)
Die Kantorei der Karlshöhe singt Werke von Britten, Kodály und Roth
Chor, Orgel, Poesie und eine Katze
Wie unterschiedlich ein Lob sein kann, erkundet das aktuelle Programm der Kantorei der Karlshöhe. Es wird ein Konzert mit Texten aus zwei Jahrtausenden und moderner Musik, dazu zeitgenössische (Slam-)Poetry aus der Feder Marius Loys. Die ältesten Texte finden sich im Neuen Testament, die die Anglikanische Kirche zu integralen Bestandteilen des Evensong gemacht hat: die Lobgesänge Marias und Simeons, das Magnificat und das Nunc dimittis. Beide Lobgesänge hat Alec Roth für das Hatfield College vertont, besetzt mit Chor und der Linken Hand der Organistin.
Benjamin Brittens „Rejoice in the Lamb“ entstand auf einen Text Christopher Smarts, der sein episches Gedicht „Jubilate Agno“ während seines Aufenthalts in einer psychiatrischen Heilanstalt schrieb. Die poetischen Bilder des britischen Theologen reichen von biblisch sortiert bis skurril, und er erzählt von seinem Kater Jeoffrey, der wohl der Anlass für dieses Gedicht gewesen sein muss. Ebenso genial skurril: die Musik Benjamin Brittens, der zahlreiche ungerade Taktarten verwendet, vielleicht ein Hinweis auf die ungerade Biographie Smarts.
Und zuletzt Zoltan Kodálys „Laudes Organi“, ein fast 1000 Jahre altes Loblied auf den „König aller Instrumenten“, der Orgel, wie Mozart bekennt. Das (damals wie heute) Instrument der modernen Künstler, das mal laut, mal leise, mal verspielt und mal mächtig klingen kann. In seiner einzigartigen Klangsprache schafft Kodály es, den Chor zur Orgel und Orgel zeitweise auch zum Chor zu machen. Begleitet wird die Kantorei der Karlshöhe von der Organistin Regina Böpple, der Mezzosopranistin Kathrin Schweizer und dem Poeten Marius Loy, der die Musik und Texte mit seinen ganz eigenen Texten kommentiert und umrahmt. Nach unserem Konzert „Chormusik trifft Poetry Slam“ im Jahr 2022 mit Ola Gjeilos Sunrise Mass freuen wir uns sehr auf das zweite Konzert mit ihm.
- Rejoice in the Lamb – Benjamin Britten
- Magnificat & Nunc Dimittis (Hatfield Service) – Alec Roth
- Laudes Organi – Zoltán Kodály
Presseecho
Harry Schmidt von der Ludwigsburger Kreiszeitung titelt am 26. Mai 2025 "Unkonventionelles Gotteslob", findet die Ankündigung "Chor, Orgel, Poesie und eine Katze" kurios und das Konzert kunstvoll.
In Brittens „Rejoice in the Lamb“ wurde die Sängerschar „Dem feierlich-mystischen, an eine Prozession gemahnenden Gestus glänzend gerecht, die deutliche Artikulation dürfte einiger Feilarbeit bedurft haben.“, womit er vollkommen recht hat. „Dem Poesieaspekt des Titels trug der Esslinger Autor und "Slam-Poet" Marius Loy Rechnung, der sich auf Otts originellen Spielplan seine gedankenvollen Reime gemacht hatte, die er vor den Werken rezitierte.“
Das Publikum erlebte ein „feierlich-mystisches“ Klangbild, getragen von der Plum-Orgel mit 32 Registern und „klangsinnig“ gespielt von Regina Böpple.
Mezzosopranistin Kathrin Schweizer begegnete der Herausforderung der Sopran- und Altpartie bei Britten „... mit schlanker, ungemein flexibler und mühelos geführter Stimme ...“ Ein Sonderlob gab es für die Tenöre „... die dem eigentlich ebenfalls als Solo geschriebenen Lobpreis der Blumen ("For the tl.owers are great blessings") im Pianissimo Ausdruck verliehen“.
Nach dem von „schlichter Schönheit“ und anglikanischer Atmosphäre geprägten "Magnificat" und "Nunc dimittis" von Alec Roths folgte „... zunächst gravitätischen, dann in eine weit harmonisch ausgreifende Fantasie mündenden Präludium der Orgel frappierte die kantable Originalität in Zoltan Kodcilys "Laudes Organi", in dem sich Nikolai Ott und die Kantorei der Karlshöhe nochmals von ihrer besten Seite präsentierten.“
- Art der Veranstaltung
- Konzert
- Veranstaltungsort
- Kirche der Karlshöhe
- Programm
- Zoltan Kodàly
- Laudes Organi
- Alec Roth
- Magnificat & Nunc Dimittis (Hatfield Service)
- Benjamin Britten
- Rejoice in the Lamb
- Chor
- Kantorei der Karlshöhe Ludwigsburg
- Mezzosopran
- Kathrin Schweizer
- Slam Poetry
- Marius Loy
- Orgel
- Regina Böpple
- Leitung
- Nikolai Ott
- Wann
- Sonntag, 25.05.2025
- Beginn
- 17:00 Uhr
- Eintritt frei
- Spende erbeten
- Parkmöglichkeiten
- siehe Plan
Fotos: Josa Arnold [photography], Freiberg a. N.